Die Bewusstseinsebenen

Die Bewusstseinsebenen


Das vertikale System der Bewusstseinsebenen

       Bei der Organisation der Teile des Wesens gibt es zwei Systeme, welche gleichzeitig aktiv und miteinander verbunden sind: ein vertikales System und ein konzentrisches System.

  Das vertikale System ist wie eine Stufenleiter, die aus verschiedenen Bewusstseinsebenen besteht, angefangen von der niedrigsten, dem Unbewusstsein, bis zur höchsten, dem Sat-Chit-Tapas/Shakti-Ananda. Die Höhere Hemisphäre, das Königreich des vollkommenen und ewigen Geistes, wird durch die Vermittlerebene des Übermentals, welche auch einige andere vermittelnde Ebenen miteinschließt, von der niederen Hemisphäre getrennt, wo der Geist vom Mental/Verstand, Vital/Leben und Materie/Physis/Körper bedeckt ist. Die Höhere Hemisphäre und die Vermittlerebenen bilden gemeinsam das Überbewusstsein.


Höhere Hemisphäre

Sat-Chit-Tapas/Shakti-Ananda

Supramental

 

Vermittlerebenen

Übermental

Intuitives Mental/Intuition

Erleuchtetes Mental

Höheres Mental

 

Niedere Hemisphäre

Mental/Verstand

Vital/Leben

Materie/Physis

Unterbewusstsein

Unbewusstsein


Das Überbewusstsein

Das Überbewusstsein besteht aus den höheren Bewusstseinsebenen über dem gewöhnlichen Verstand, von wo das Höhere Bewusstsein in die niederen Ebenen des Wesens herabsteigt, um langsam aus dem mentalen Halbtier den spirituellen Menschen zu entwickeln.

Das Überbewusstsein umfasst die Ebenen jenseits des Mentals, d. h. die Höchste Wirklichkeit, bezeichnet als Sat-Chit-Tapas/Shakti-Ananda (Sein-Bewusstsein-Kraft-Glückseligkeit), und das Supramental sowie – in absteigender Reihenfolge – die höheren Ebenen des Mentals, d. h. das Übermental, das Intuitive Mental, das Erleuchtete Mental und das Höhere Mental.

Sat-Chit-Tapas/Shakti-Ananda

Das Eine Göttliche Wesen hat vier Aspekte: Sein (Sat), Bewusstsein (Chit), Kraft (Tapas/Shakti) und Glückseligkeit (Ananda). Das Göttliche, das Höchste Wesen, von dem alle und alles kommen, in dem alle und alles sind und zu dem alle und alles zurückkehren, ist Sein-Bewusstsein-Kraft-Glückseligkeit (Sat-Chit-Tapas/Shakti-Ananda). Es manifestiert sich als unendliche Existenz, deren Essenz das Bewusstsein mit seiner innewohnenden Kraft ist. Die Essenz des Bewusstseins ist Glückseligkeit, Selbstfreude.

          „Satchittapasananda ist eine ewige Existenz, welche wir dann sind; ein ewiges Bewusstsein, welches ihre Arbeiten in uns und anderen betrachtet; ein ewiger Wille oder eine ewige Kraft jenes Bewusstseins, welche sich in unendlichen Tätigkeiten ausdrückt; eine ewige Glückseligkeit, welche sich an sich selbst und allen ihren Tätigkeiten erfreut. Es selbst als das Höchste ist dauerhaft, unveränderbar, zeitlos, raumlos und ruhig in der Unendlichkeit seiner Tätigkeiten, nicht veränderbar von ihren Veränderungen, nicht getrennt von ihrer Vielheit, nicht vergrößert oder verkleinert von den Fluten und Ebben in den Gewässern der Zeit und des Raums, nicht verwirrt von ihren scheinbaren Widersprüchen oder begrenzt von ihren vom Göttlichen beabsichtigten Begrenzungen. Satchittapasananda ist die Einheit der Vielseitigkeit der manifestierten Dinge, die ewige Harmonie aller Variationen und ihrer Gegensätze, die unendliche Vollkommenheit, welche ihre Begrenzungen rechtfertigt und das Ziel ihrer Unvollkommenheiten ist.“[1]

Das Supramental

          Das Supramental ist das Wahrheitsbewusstsein, das Göttliche Wissen, die höchste göttliche Bewusstseinskraft, welche im Universum wirkt. Es ist ein Prinzip des Bewusstseins, das, über dem Mental liegend, in der grundlegenden Wahrheit und Einheit der Dinge existiert und wirkt und nicht wie das Mental in ihren phänomenalen Manifestationen und Trennungen. Sein fundamentaler Charakter ist Wissen durch Identität, durch welches das Selbst, das göttliche Sein-Bewusstsein-Kraft-Glückseligkeit, Sat-Chit-Tapas/Shakti-Ananda, sowie die Wahrheit der Manifestation erkannt werden.

          Gemäß Sri Aurobindo bedeutet der Terminus „Supramental“ eine überbewusste Ebene des Wesens, welche sich nicht nur über dem Mental, sondern auch jenseits desselben befindet, weil sie sich radikal davon unterscheidet. Das Supramental ist jenseits und verschieden nicht nur bezüglich des gewöhnlichen Mentals, sondern auch im Vergleich mit den überbewussten Ebenen des Mentals, d. h. mit dem Höheren Mental, Erleuchteten Mental, Intuitiven Mental und Übermental. Während alle diese überbewussten Ebenen des Mentals Mischungen von Licht und Dunkelheit, von Wissen und Unwissenheit sind, ist das Supramental das Wahrheitsbewusstsein ganz ohne Unwissenheit.

          „Das Supramental ist in seiner eigentlichen Essenz ein Wahrheitsbewusstsein, immer frei von Unwissenheit, ein Bewusstsein, welches das Fundament unserer aktuellen natürlichen oder evolutionären Existenz ist, und von wo aus die Natur in uns sich bemüht, das Wissen über das Selbst und die Welt sowie ein rechtes Bewusstsein und einen rechten Gebrauch unserer Existenz im Universum zu erlangen. Das Supramental, da es ein Wahrheitsbewusstsein ist, besitzt dieses innewohnende Wissen und diese Macht der wahren Existenz. Sein Fluss ist gerade und kann direkt zu seinem Ziel gehen. Sein Feld ist weit und kann sogar unbegrenzt werden, weil seine eigentliche Natur Wissen ist. Es muss kein Wissen erlangen, sondern besitzt es in seinem eigenen Recht. Seine Schritte sind keine aus der Unwissenheit in ein unvollkommenes Licht, sondern aus einer Wahrheit in eine größere Wahrheit, aus einer rechten Wahrnehmung in eine tiefere Wahrnehmung, aus der Intuition in die Intuition, aus der Erleuchtung in das absolute und grenzenlose Strahlen, aus den sich ausbreitenden Weiten in die eigentliche Unendlichkeit. Auf seinem Gipfel besitzt es das göttliche Allwissen und die göttliche Allmacht. In seiner stufenweisen evolutionären Bewegung der Selbstmanifestation, durch die es am Ende die eigenen höchsten Höhen entdecken wird, muss es in seiner eigentlichen Natur essentiell frei von Unwissenheit und Irrtum sein. Es bricht von der Wahrheit und dem Licht auf und bewegt sich immer in der Wahrheit und dem Licht.[2]

Das Übermental

          Zwischen dem Supramental und dem Mental gibt es höhere Stufen des Mentals, welche sich über unserem normalen Mental befinden und zum Supramental führen. Diese aufeinanderfolgenden Stadien, Ebenen oder graduellen Mächte des Wesens sind in unseren überbewussten Teilen versteckt. In einer herabsteigenden Ordnung sind es folgende Stufen des spiritualisierten Mentals: das Übermental mit seinen vier Ebenen Supramentales Übermental, Eigentliches Übermental, Intuitives Übermental und Mentales Übermental sowie die drei übermentalen Kräfte Intuitives Mental, Erleuchtetes Mental und Höheres Mental, die den Übergang zum Mental herstellen.

          Während das Supramental das totale Wahrheitsbewusstsein ist, zieht die Ebene des Übermentals als Gesandte des supramentalen Bewusstseins in der kosmischen Unwissenheit die Wahrheiten in geteilter Form nach unten, indem sie ihnen eine gesonderte Identität verleiht. Das Übermental ist „eine Leinwand der unähnlichen Ähnlichkeit, durch die das Supramental in indirekter Weise auf eine Unwissenheit einwirken kann, deren Dunkelheit den direkten Einfluss eines höchsten Lichtes nicht ertragen oder erhalten könnte. Gerade die Projektion dieses leuchtenden Übermentals ermöglicht die Diffusion eines verringerten Lichtes in die Unwissenheit und das Werfen dieses gegenteiligen Schattens, des Unbewussten, welcher das ganze Licht in sich verschlingt. Denn das Supramental überträgt alle seine Wirklichkeiten auf das Übermental, überlässt es aber ihm, jene in einer Bewegung zu formulieren und in Übereinstimmung mit einem Bewusstsein von den Dingen, welches noch eine Vision der Wahrheit ist und dennoch gleichzeitig der erste Elternteil der Ignoranz.“[3]

          „... Das Übermental kennt den Einen als die Stütze, die Essenz und die fundamentale Macht aller Dinge, doch in seinem charakteristischen dynamischen Spiel betont es seine trennende Macht der Vielheit und versucht einer jeden Macht oder einem jeden Aspekt seine volle Chance der Manifestation zu geben, indem es sich auf das grundlegende Einssein stützt, um Disharmonie oder Konflikt zu vermeiden. Jede Gottheit, wie sie ist, schafft sich ihre eigene Welt, aber ohne Konflikt mit den anderen. Jeder Aspekt, jede Idee, jede Kraft der Dinge kann in der eigenen vollen gesonderten Energie und Pracht gefühlt werden und die eigenen Werte ausarbeiten, ohne Disharmonie zu schaffen, weil das Übermental den Sinn der Unendlichkeit besitzt und in der wahren (nicht räumlichen) Unendlichkeit viele übereinstimmende Unendlichkeiten möglich sind.“[4]

Das Intuitive Mental/Die Intuition

Die Intuition ist eine Bewusstseinsmacht nahe und verwandt mit dem ursprünglichen Wissen durch Identität. Was im Intuitiven Mental direkte intime Vision ist, wird im Erleuchteten Mental zur Erleuchtung und im Höheren Mental zum Denkwissen.

Diese wahre und authentische Intuition muss von einer Macht der mentalen Vernunft unterschieden werden, welche sehr leicht damit verwechselt werden kann, von jener Macht des involvierten Gedankengangs, welche ihre Schlussfolgerung mit einem Sprung erreicht und keiner gewöhnlichen Schritte des logischen Verstands bedarf. Denn Intuition bedeutet normalerweise die Macht des Verstehens der Dinge in sofortiger Weise, ohne auf eine bewusste Argumentation angewiesen zu sein. In diesem gewöhnlichen Sinne kann sich die Intuition auf einem Gefühl gründen oder eine rasche unterbewusste Überlegung sein, basierend auf subtilen Hinweisen, welche in bewusster Weise nicht zu verstehen sind. Doch Sri Aurobindo verwendet den Terminus „Intuition“, welcher eine viel tiefere Konnotation hat, in Verbindung mit der überbewussten Ebene unterhalb des Übermentals und oberhalb des Erleuchteten Mentals.

Das Intuitive Mental „ist stets etwas, was direkt aus einer versteckten Identität springt. Wenn sich das Bewusstsein des Subjekts mit dem Bewusstsein im Objekt trifft, dann dringt es in dieses ein und sieht, fühlt oder vibriert mit jener Wahrheit, welche es kontaktiert, dann wirft sich die Intuition hinaus wie ein Funke oder Blitz von der Wucht der Begegnung. Oder wenn das Bewusstsein, auch ohne ein solches Aufeinandertreffen, in sich selbst hineinschaut und dort in direkter und intimer Weise die Wahrheit oder die Wahrheiten fühlt, welche ihm innewohnen, oder die hinter dem äußeren Anschein versteckten Kräfte kontaktiert, dann bricht ebenfalls ein intuitives Licht aus. Oder wenn das Bewusstsein der Höchsten Wirklichkeit oder der Spirituellen Wirklichkeit der Dinge und Wesen begegnet und vom Kontakt eine Vereinigung mit derselben erlebt, dann leuchtet der Funke, der Blitz oder die Flamme der intimen Wahrnehmung der Wahrheit in seinen Tiefen auf.“[5]

Das Erleuchtete Mental

          Das Erleuchtete Mental ist ein Mental des spirituellen Lichts und der inneren Schau. Es ist ein spiritueller Sinn, der etwas von der Substanz der Wahrheit erfasst. Sein Wirken, das vom Herabströmen eines innerlich sichtbaren Lichts begleitet wird, kann bis zu einem gewissen Grad die Wesensteile des Menschen vom Mental über das Vital bis in die Körperzellen erleuchten. Denken ist hier nur eine untergeordnete Funktion, um das Geschaute auszudrücken. „Die Klarheit der Intelligenz, ihr ruhiges Tageslicht weicht oder unterwirft sich einem intensiven Glanz und einer Erleuchtung des Geistes. Ein Spiel von Blitzen der Wahrheit und Spirituellen Macht dringt mit Gewalt von oben in das Bewusstsein und fügt der ruhigen und großen Erleuchtung und der weiten Herabkunft des Friedens, welche die Aktion des höheren spirituellen Prinzips charakterisieren oder begleiten, ein starkes Feuer der Verwirklichung und eine verzückende Ekstase des Wissens hinzu.“[6]

Das Höhere Mental

  Das Höhere Mental ist eine erste Ebene des Spirituellen Bewusstseins, ein leuchtendes Denkmental, in welchem der Mensch dauerhaft und engstens sich seines Selbst und des Einen bewusst wird und normalerweise mit diesem Bewusstsein weiß und sieht. Sein Kennzeichen ist ein automatisches und spontanes Erkennen kosmischen Charakters, eine Art Ganzheit der Wahrheitsschau mit einem einzigen Blick und Denkformulierungen, eine wirksame Realisierung seiner Wahrnehmungen durch die Selbstmacht der Idee. Dieses Denken ist kein erworbenes Wissen, sondern die Selbstenthüllung ewiger Weisheit. Seine Ideen werden in das Herz und Leben als eine Kraft eingepflanzt, die ausgearbeitet werden soll. „So wie Macht des spirituellen Höheren Mentals und seine Ideen-Kraft bei ihrem Eintritt in unsere Mentalität modifiziert und verringert werden, reichen sie nicht aus, alle diese Widerstände wegzufegen und ein supramentales Wesen zu erschaffen. Sie können aber eine erste Umwandlung zuwege bringen, die einen weiteren Aufstieg und ein machtvolleres Herabkommen ermöglicht. Sie können die weitere Integration des Wesens in eine höhere Kraft von Bewusstsein und Wissen vorbereiten.“[7]

Das Mental/Der Verstand

          Obwohl getrennt und verschieden, sind das Mental, das Vital und die Physis miteinander verbunden und wirken aufeinander ein, weshalb sie Anlass geben zu unterscheidbaren Unterteilungen in diesen Hauptteilen des Wesens.

          Mental oder Verstand bedeutet besonders diesen Teil der Natur, der mit Kenntnis und Intelligenz zu tun hat, mit Ideen, mentalen Wahrnehmungen, Reaktionen des Denkens auf Dinge, mit wahrhaft mentalen Bewegungen und Gestaltungen, mit Vision und mentalem Willen usw., welche Teil der menschlichen Intelligenz sind. Das gewöhnliche Mental besteht aus drei Teilen: dem Eigentlichen Mental, dem Vitalen Mental und dem Physischen Mental.

          Das Eigentliche Mental wird in drei Teile unterteilt: das Denkende Mental oder der Intellekt, beschäftigt mit Ideen und Wissen in sich selbst; das Dynamische Mental, beschäftigt mit dem Hervorbringen von mentalen Kräften zur Verwirklichung der Ideen; das Ausdrückende Mental, beschäftigt mit dem Ausdruck der Ideen im Leben.

          Das Vitale Mental oder der Wunschverstand ist eine Art Vermittler zwischen dem Vital und dem Eigentlichen Mental. Seine Funktion besteht nicht darin, zu denken und zu argumentieren, Dinge wahrzunehmen, zu prüfen, zu entdecken oder zu bewerten, sondern zu planen, zu träumen oder sich vorzustellen, was getan werden kann. Das Vitale Mental ist ein Mental des dynamischen Willens, Wirkens und Wünschens und beschäftigt sich mit Genießen und Besitzen, Kraft und Anwendung, mit Freude und Leid, Geben und Nehmen, Wachsen und Ausbreiten usw.. Das Vitale Mental ist mit dem Vital vermischt, deshalb wird es nicht wie das Denkende Mental von der Vernunft regiert, sondern von Impulsen und Wünschen des Vitals. Es versucht, seine auf Impulsen und Wünschen des Vitals basierenden Taten zu rechtfertigen und zu begründen.

          Das Physische Mental beschäftigt sich nur mit physischen Dingen. Es wird begrenzt durch die physische Sicht und Erfahrung der Dinge, mentalisiert die Erfahrungen des Kontakts mit dem äußeren Leben und den Dingen und geht nicht jenseits derselben. Das Physische Mental ist mit der Physis vermischt und nimmt Teil an den Charakteristiken des physischen Bewusstseins wie Trägheit, Dunkelheit und mechanische Wiederholung, welche sich im Physischen Verstand als mentale Starre, Konservatismus, Zweifel und Zwangsgedanken manifestieren.

          Das Mechanische Mental, engstens verbunden mit dem Physischen Mental, wiederholt nutzlos alles Geschehene. Sein Charakteristikum ist das einer Maschine, die ständig weiterläuft, so oft Gedanken in ihr auftauchen.

Das Vital/Das Leben

          Das Vitale Wesen oder die Natur des Lebens besteht aus Wünschen, Empfindungen, Gefühlen, Leidenschaften, Impulsen, Energien des Wirkens und aus dem ganzen Spiel der besitzergreifenden Instinkte und anderer damit verbundenen wie Zorn, Angst, Begierde, Wollust usw.. Die Lebensenergie, Prana, welche den Körper belebt, ist ein Aspekt des Vitals.

          Das Vital besteht aus drei Hauptteilen: dem Höheren Vital, dem Mittleren/Eigentlichen Vital und dem Niederen Vital.

Das Höhere Vital ist das Mentale Vital und das Emotionale Vital zusammengenommen.

Das Mentale Vital verleiht den Emotionen, Wünschen, Leidenschaften, Empfindungen oder anderen Bewegungen des vitalen Wesens einen mentalen Ausdruck durch das Denken, Sprechen oder eine andere Weise.

Das Emotionale Vital ist der Ort der verschiedenen Gefühle wie (menschliche) Liebe, Freude, Kummer, Hass usw..

Das Mittlere Vital oder Eigentliche Vital ist dynamisch, empfindsam und leidenschaftlich. Es ist der Ort der Wünsche und stärksten vitalen Reaktionen wie Ehrgeiz, Stolz, Angst, Ruhmsucht, Anziehungen und Abstoßungen, Wünsche und Leidenschaften aller Art. Außerdem ist es das Feld vieler vitaler Energien.

Das Niedere Vital besteht aus den kleineren Bewegungen des Lebenswunsches und der menschlichen Lebensreaktionen. Es beschäftigt sich mit den kleineren Wünschen und Gefühlen wie Wunsch nach Nahrung, sexuellen Wünschen, Gefallen und Missfallen, Prahlerei, Streitereien, Wunsch nach Lob, Wut und sonstigen kleinen Wünschen jeglicher Art.

Das Physische Vital ist jener Teil des Vitals, der voll und ganz den physischen Dingen zugewandt und mit Wünschen, Begierden und Verlangen nach Befriedigung auf physischer Ebene erfüllt ist.

Die Physis/Die Materie

          Das Physische Wesen ist nicht nur der Körper, sondern auch die ganze materielle Natur.

          Der Körper hat ebenfalls ein eigenes Bewusstsein, welches in den unwillkürlichen Funktionen der verschiedenen körperlichen Organe und der verschiedenen physiologischen Systeme wirkt.

          Das Bewusstsein des Körpers ist nur ein Teil des Physischen Bewusstseins, welches auch das Physische Mental und das Physische Vital miteinschließt.

          Die Vitale Physis, aufs Engste mit dem Physischen Vital verbunden, ist Teil der vitalen Kraft, auf die sich das Nervliche Wesen gründet. Sie ist das Mittel der nervlichen Antworten und hängt eng mit den Reaktionen, Wünschen, Bedürfnissen und Empfindungen des Körpers zusammen.

Das Unterbewusstsein

          Das Unterbewusstsein befindet sich unterhalb des bewussten Mentals und Vitals und darf nicht mit dem Subliminal verwechselt werden, welches ein Inneres Bewusstsein ist, weiter als das Oberflächliche oder Äußere Bewusstsein, und hinter demselben angesiedelt. Das Unterbewusste ist ein niederes und reduziertes Bewusstsein.

          Das Unterbewusstsein des Individuums ist jener untergetauchte Teil seines Wesens, in welchem es kein bewusstes, kohärentes, waches Denken, Wollen und Fühlen gibt, aber einen Teil, der trotzdem in versteckter Weise die Eindrücke aller Dinge aufnimmt und sammelt. Aus ihm können sich in Träumen oder im Wachzustand alle Arten von gewohnten, hartnäckigen Reizen und Bewegungen erheben. Beim normalen Menschen macht das Unterbewusste den Großteil des Vitalen Wesens sowie das Physische Mental und das geheime Bewusstsein des Körpers aus.

          Das Unterbewusstsein „deckt die rein physischen und vitalen Elemente des Aufbaus unseres körperlichen Wesens ab, nicht mentalisiert, in ihrem Wirken vom Verstand unbewacht und unkontrolliert. Es inkludiert das schweigende dynamische okkulte Bewusstsein, von uns nicht wahrgenommen, welches in den Zellen und Nerven und im gesamten physischen Stoff wirkt und ihren Lebensprozess und die automatischen Antworten reguliert. Es deckt ebenso jene niederen Funktionen des untergetauchten Wahrnehmungsmentals ab, die im Tier und pflanzlichen Leben aktiver sind. In unserer Evolution haben wir die Notwendigkeit eines breiteren organisierten Wirkens dieses Elements hinter uns gelassen, aber es bleibt untergetaucht und dunkel in Bewegung unterhalb unserer bewussten Natur. Diese dunkle Aktivität erstreckt sich in einer versteckten mentalen Unterschicht, in welche die vergangenen Eindrücke und all das, was vom Oberflächlichen Mental abgelehnt worden ist, versinken, und in welcher dieselben latent aufbewahrt bleiben. Sie können sich von dort im Schlaf oder in Abwesenheit des Mentals erheben, indem sie Traumformen, Aktionsformen oder suggestive Formen des Mechanischen Mentals annehmen, Reaktionsformen oder Formen des automatischen vitalen Impulses, Formen der physischen Abnormalität oder der nervlichen Verwirrung, Formen der Morbidität, Krankheit und des Ungleichgewichts. Aus dem Unterbewussten bringen wir gewöhnlich so viel an die Oberfläche, wie unser waches Wahrnehmungsmental und unsere Intelligenz für ihre Absichten benötigen. Indem wir diese Dinge so in unser Wachbewusstsein bringen, sind wir uns nicht über ihre Natur, ihren Ursprung und ihr Wirken bewusst und wir verstehen sie nicht in ihren Werten, sondern durch eine Übersetzung in die Werte unserer wachen menschlichen Wahrnehmung und Intelligenz. Doch das Auftauchen des Unterbewusstseins mit seinen Effekten auf Verstand und Körper ist zum Großteil automatisch, ungerufen und unwillkürlich, weil wir darüber nichts wissen und folglich keine Kontrolle über das Unterbewusste haben.“[8]

Das Unbewusstsein

          Das Unbewusstsein ist der involvierteste Zustand des Überbewusstseins. Es ist die niedrigste Ebene des Bewusstseins und befindet sich unterhalb des Unterbewusstseins. Das Unbewusste ist in Wahrheit nicht ohne Bewusstsein, wie es der Terminus zu verstehen geben könnte, sondern eine Bewusstseinsebene, welche eine totale Involution des Bewusstseins repräsentiert, eine „inverse Reproduktion des höchsten Überbewusstseins. Es besitzt die gleiche Absolutheit von Wesen und automatischem Wirken, aber in einer unermesslichen Trance eingeschlossen, ein Wesen, das sich in sich selbst verloren hat, das in seinen eigenen Abgrund von Unendlichkeit gestürzt ist.“[9] Die Evolution beginnt vom Unbewusstsein, woraus alle Mächte des Überbewusstseins evolvieren und schrittweise hervorgehen, wobei die Materie die erste Manifestation ist.



[1] Sri Aurobindo: The Synthesis of Yoga. Parts One and Two, f. 395.

[2] Sri Aurobindo: The Supramental Manifestation. SABCL, vëll. 16, f. 41 f..

[3] Sri Aurobindo: The Life Divine. Book One and Book Two. Part One, f. 278 f..

[4] Sri Aurobindo: Letters on Yoga. Part One, f. 244.

[5] Sri Aurobindo: The Life Divine. Book Two. Part Two, f. 946 f..

[6] Sri Aurobindo: The Life Divine. Book Two. Part Two, f. 944.

[7] Ebda, S. 944.

[8] Sri Aurobindo: The Life Divine. Book Two. Part Two, f. 733 f..

[9] Sri Aurobindo: The Life Divine. Book One and Book Two. Part One, f. 550.

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